Geschichte

Was ist Skiffle?

Skiffle ist eine mit dem Jazz verwandte  Unterhaltungsmusik, die sich selbst nicht wirklich ernst nimmt. Erkennbar bereits an der Standardbesetzung: Waschbrett, Kazoo, Banjo, Gitarre, Bass und Gesang.

Ältere Musikfreunde sollten Skiffle noch kennen, denn keine Geringeren als die Beatles, Stones, Clapton, Knopfler & Co haben mit Skiffle angefangen. Aus dieser relativ einfachen Musik entstanden in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Rock 'n' Roll und erst sehr viel später Rock und Pop.

Die heutige Pop-Musik hat nichts gemein mit den damaligen Skiffleklängen. Und ist der Grund, warum Skiffle bei jungen Leuten so gut ankommt – haben diese doch noch nie etwas von dieser Musik gehört. Die Alten hören die Skiffle-Musik noch immer gern und die Jungen begeistern sich für die ihnen unbekannten Rhythmen.

Damit sind wir bei einem wesentlichen Unterschied zwischen Skiffle und der heute beliebten Rock, Pop und Schlagermusik: Dem Rhythmus.

Das übliche moderne Taktmaß im Popbereich ist meist der 4/4-Takt, wobei die Schläge 1 und 3 anders betont werden als die Schläge 2 und 4. Skiffle hat ein anderes Taktverhalten: 1-2-3-4 usw. (Jazz-Beat), wobei alle 4 Noten meist völlig gleichmäßig gespielt werden.

Dieses Taktmaß entspricht nicht üblicher Tanzmusik. Man hört nur zu und wippt mit den Beinen. „Wer bei Skiffle-Musik ruhig sitzt, hat selbst Schuld“. Skiffle ist Unterhaltung – ohne aufdringlich zu wirken. Im Gegensatz zu üblicher Rock-Musik mit an den Nerven zerrender Lautstärke oder dem Einheits-Gedudel eines Alleinunterhalters macht Skiffle richtig Laune.

Wie bereits erwähnt, ist die klassische Skiffle-Bestzung Waschbrett, Banjo, Gitarre und Bass. Nie wird man Bläser finden wie in der Dixieland-Musik. Und das, obwohl Dixie und Skiffle ähnliche Wurzeln haben. Beide Stilrichtungen findet man im Jazz. Die bekannten und beliebten Skiffel-Songs sind amerikanische und englische „traditionals“, also Volksmusik.

Die Skiffle-Musik entwickelte sich Anfang des vorigen Jahrhunderts in Amerika und schwappte in den 1950ern hinüber nach England. Von dort aus begann der Siegeszug bzw. die Verbreitung in ganz Europa und um 1960 zunehmend auch wieder in den USA. Zahllose Skifflegroups entstanden. Namen wie Ken Colyer, Chris Barber, Alexis Korner wurden mit Skiffle in Verbindung gebracht.

Allen voran Lonnie Donegan. Kein anderer Musiker und Sänger hat die Skiffle-Musik so populär gemacht wie er. Die Hitparaden waren voll von Skiffle-Titeln und Donegan immer an der Spitze. Songs wie “Does your chewing gum lose it's flavour on the bedpost over night”, “Have a drink on me”, “Putting on the style etc.  kannte damals jeder. Die Menschen liebten die lustigen Texte und Melodien – anspruchslos, aber begeisternd. In den 60ern war ganz Europa „verskifflet“ Es gab keine Schüler-Tanzveranstaltung ohne Skifflegroup.

Die wichtigsten Skiffle-Instrumente wurden schon genannt: Das Waschbrett ersetzt das Schlagzeug, Banjo und Akustik-Gitarre spielen die Harmonien und tragen hauptsächlich den gleichförmigen Rhythmus. Als Solo-Instrument dient oft das Kazoo (ein Blasinstrument ohne eigene Tonerzeugung) bzw. das Banjo.

Das Kazoo fällt in die Kategorie der Membranophone in die man summen, singen oder hineinsprechen muss, um einen Ton zu erzeugen. Auf der Oberseite des Kazoos findet sich eine gespannte Membran, die durch die Stimme in Vibration versetzt wird. Das erzeugt den nasalen, leicht scheppernden Sound. Die Tröte ist meist aus Plastik oder Metall, aber es gibt auch Modelle aus Holz.

Die meisten Instrumente waren früher noch nicht „elektrifiziert“ – sie wurden „unplugged“ gespielt. Auch der Skiffle-Bass, der aus Holzkiste, Besenstil und einer Hanfschnur bestand, spielte eine wichtige Rolle.

Die heutigen Skifflegroups benützen zunehmend elektrisch verstärkte Instrumente (E-Bass, E-Gitarre). Auch vor dem „washboard“ und dem Banjo stehen Mikrofone. Zusätzlich hört man Kindertrompeten, Klangstäbe, Hupe, Kuhglocke usw. – der Waschbrettist ist zum Percussionisten aufgestiegen.

Im Gegensatz zu den oft kramphaft verzerrten Gesichtern von Rock-Musikern bei ihren Vorträgen sieht man „Skifflern“ an, dass sie Spass an ihrer Musik haben und über sich selbst lachen können.